Nahezu jeder Indikator, der Auskunft über die Ausprägung der Bioökonomie gibt, kann mit einem oder mehreren Zielwerten verknüpft werden. Diese Ziele werden zwar idealerweise aus wissenschaftlichen Erkenntnissen abgeleitet, sind aber grundsätzlich normativ und werden in der Regel durch politische Prozesse festgelegt. In einer Reihe von Fällen können Konfikte bei der Zielerreichungverschiedener Zielwerte der Nachhaltigkeitsziele beobachtet werden, insbesondere wenn die Beobachtungen skalenübergreifend sind.
Wie die Indikatoren können auch ihre Zielwerte für lokale, nationale, regionale oder globale Maßstäbe gelten. Der lokale Schwellenwert von 50 mg/l Nitrat im Trinkwasser, welcher aus Gründen der medizinischen Vorsorge festgelegt wurde, führt beispielsweise dazu, dass die Ausbringung von Stickstoffdünger und Gülle auf landwirtschaftlichen Flächen eingeschränkt wird und ökologische Anbaumethoden gefördert werden. Auf nationaler Ebene darf in Deutschland die Waldfläche nicht verringert werden, so dass der steigende Bedarf an landwirtschaftlicher Nutzfläche nur durch die Inanspruchnahme ausländischer Flächen gedeckt werden kann, wenn nicht gegengesteuert wird, z. B. durch die Verringerung von Lebensmittelabfällen.
Auf globaler Ebene wurden planetare Grenzen vorgeschlagen [1], und die Earth Commission ist bestrebt, das Konzept zu verbessern und zu erweitern, indem ein sicherer und gerechter Entwicklungskorridor für die Menschen und den Planeten abgesteckt wird [2]. Neben den Grenzwerten für Treibhausgasemissionen, Stickstoff und Phosphor, beziehen sich die anderen betrachteten Schwellenwerte auf den Zustand der globalen Umwelt. Um diese zu erreichen, sind für wirksame Maßnahmen allerdings auch Handlungsziele von Nöten, welche näher an den Produktions- und Verbrauchsaktivitäten liegen. Umwelqualitätsziele müssen in handlungsorientierte Umweltbelastungsziele übersetzt werden. So kann beispielsweise ein Mindestmaß an globaler Waldfläche nur dann vor Entwaldung bewahrt werden, wenn Belastungen wie (a) die Übernutzung der Wälder und (b) die Ausdehnung der landwirtschaftlichen Flächen gestoppt werden. Zu diesem Zweck können Indikatoren wie (a) der Holzfußabdruck des Verbrauchs mit dem nationalen, regionalen oder globalen jährlichen Nettozuwachs an Wäldern verglichen werden, um zu beurteilen, ob das Verbrauchsniveau die nachhaltigen Kapazitäten übersteigt [3]; und (b) der landwirtschaftliche Flächenfußabdruck des Produktverbrauchs eines Landes kann mit der nationalen, regionalen oder globalen Verfügbarkeit verglichen werden [4].
Für die Budgetierung von biotischen und abiotischen Ressourcen- und Klima-Fußabdrücken wurden bereits Orientierungswerte vorgeschlagen [5].
Notizen und Referenzen
- Rockström et al. (2009). A safe operating space for humanity. Nat. https://doi.org/1038/461472a und Steffen et al. (2015) Planetary boundaries: Guiding human development on a changing planet. https://doi.org/10.1126/science.1259855
- Rockström et al. (2021). Identifying a Safe and Just Corridor for People and the Planet. Earth’s Future.
- Beck-O’Brien et al. (2022). Everything from wood – The resource of the future or the next crisis? How footprints, benchmarks and targets can support a balanced bioeconomy transition. WWF Germany.
- Bringezu et al. (2021). Environmental and socioeconomic footprints of the German bioeconomy. Sustain. https://doi.org/10.1038/s41893-021-00725-3.
- Bringezu et al (2022). Das Weltbudget: Sichere und faire Ressourcennutzung als globale Überlebensstrategie. Springer.